Die Nünning-Cohausen-Säule auf dem Kirchplatz in Vreden

 

 

Die in ihrer Formgebung schlichte Stele besteht aus einer zwei Meter hohen Sandsteinsäule auf quadratischem Grundriss mit einem Kantenmaß von 50 cm. Anstelle eines klassischen Kapitells bildet ein liegender Bücherstapel aus Bronze ihren oberen Abschluss. Am Schaft der Säule befinden sich zum Betrachter gewandt zwei Bronzeplatten, die neben dem Konterfei in Form von Büstenbildnissen auch eine kurze Lebensbeschreibung der beiden Vredener liefern.

Der Text auf den Bronzeplatten lautet:
 

 

Jodocus Hermann Nünning

„Pylades“

J.H. Nünning wurde 1675 in Schüttorf geboren und studierte in Helmstedt und Prag Jura. Nach seiner Promotion in Orléans wurde er 1706 Scholaster des Stifts Vreden. Die Scholasterei stand am Kirchplatz (heute 10a). 1710 verlegte er seinen Wohnsitz auf sein Gut Wiekinghoff bei Borken. Zu den Kapitelsitzungen reiste er nach Vreden. Neben seinem Amt als Scholaster entfaltete er eine rege wissenschaftliche Tätigkeit. Er gilt als einer der ersten Historiographen Westfalens. Mit seinem Freund Cohausen pflegte er einen intensiven Briefwechsel, in dem sie sich nach dem Freundespaar der Antike Orestes und Pylades nannten. Er starb 1753 und wurde in der Kapuzinerkirche in Borken beigesetzt.

 

Johann Heinrich Cohausen

„Orestes“

Der 1665 in Hildesheim geborene J.H.Cohausen wurde nach Studien in Leiden und Bordeaux Leibarzt des Fürstbischofs Friedrich Christian von Plettenberg. Nach dessen Tod zog er sich vom Hofleben zurück und erwarb auf der Immunität in Vreden ein stattliches Haus (Kirchplatz12). Hier wirkte er als Amtsphysikus (Amtsarzt) des Amtes Ahaus und widmete sich vor allem seiner medizinischen Schriftstellerei. Seine zahlreichen Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt und erschienen in vielen Auflagen, z.T. noch im 20. Jh. Er starb 1750 und wurde in Vreden in der St. Georgskirche beigesetzt. Cohausen und Nünning waren mehr als 40 Jahre in enger Freundschaft verbunden.

 

 

Die Bearbeitung und die Aufstellung der Sandsteine erfolgte durch den Vredener Steinmetzbetrieb Wehling. Mit der Anfertigung der Bronzetafeln und des bronzenen Bücherstapels beauftragte der Heimatverein den Metallgestalter – Bildhauer Paul Tönnißen aus Beckum-Vellern. Die Finanzierung der Säule geschah vollständig aus den Beiträgen der Vereinsmitglieder.

Die abschließende Montage erfolgte am 28. März 2008.

Weitere Info: G. Leeck: Die Nünning-Cohausen-Säule auf dem Kirchplatz in Vreden, in: Westmünsterland. Jahrbuch des Kreises Borken 2009, S. 189 - 192.